Die Lunicostiftung - was machen wir eigentlich?
Analyse einer Daseins-Berechtigung
Beginnen wir mit den offiziellen Zweck-Bestimmungen:
Übernahme der Kosten von Medikamenten und alternative Therapien. Erfüllung von
Herzenswünschen. Zuschüsse in besonderen Notlagen. Zusammenarbeit und Förderung anderer Einrichtungen und in der Forschung. Finanzielle Hilfe fürTherapiegeräte und behindertengerechtesMobilar. Recherche nach Bedarf zu den neuesten Therapien und Ansprechpartnern, persönlicheBetreuung im Krankheitsgeschehen, Wegweiser beim Behörden-Dschungel und Unterstützung bei der Trauerarbeit für Angehörige.
Schön und gut. Aber was bedeutet das in der Praxis?
Hier ein paar Beispiele aus den vergangenen Jahren:
Eine Wellness-Wochenend-Kreuzfahrt für ein Mädchen, das nach wenigen Wochen verstarb. DasVideo ihrer Reise und die Freude darüber bis zum Schluss hat uns sehr berührt. Finanzierung einer Mistel-Therapie für eine krebskranke Frau, als diese noch nicht anerkannt war.Die Monate der Verbesserung ihres Zustands waren sehr motivierend für uns, alternative Therapienweiterhin zu unterstützen.
Übernahme von Tierarztrechnungen für den besten Freund – Dackel Bruno - einer herzkranken Seniorin. Eine Spende für den Bau eines Sznoeselen-Raums in einem Behindertenheims in Mellendorf, als dieses Instrument noch sehr selten war. Die Spende von 2 trainierten Minipigs an das Hospiz „Sternenbrücke“ und der Presserummel, der
dann folgte. Übernahme der Kosten von Schulmaterialien/Klassenfahrten für einen gehbehinderten Jungen, um auf dem Gymnasium bleiben zu können – die Mutter war psychisch schwer erkrankt und der Großvater bat mich um Hilfe. Sein behinderter kleiner Bruder benötigte eine Kindergarten-Ausstattung. Ein Jahr lang finanzierten wir die Kids.
Die Geschichte eines Mannes, der im Krieg ein Bein verloren hatte und sich einen speziellen Ergometer wünschte, um das gesunde zu trainieren. Natürlich finanzierten wir dieses Therapiegerät und die Wartung dazu. Seine persönliche Geschichte zum Kriegsgeschehen und sein Optimismus, Lebensgeist hat uns sehr berührt.
Eine Spende für die Mukoviszidose e.V., als diese in Hannover ein Wohnheim gründete und Teilnahme an der Feier mit den glücklichen Patienten. Eine schöne Erfahrung, diesen Fortschritt miterleben zu dürfen.
Besuche in Seniorenheimen mit Minischweinen mit tollen Erfahrungen besonders bei den Demenzpatienten.
Unterstützen von Kindern mit Autismus, ADHS, Angststörungen durch betreute Besuchsstunden beiden Tieren auf dem Hof – es machte Freude, diese Kinder aufblühen zu sehen. Die Finanzierung eines Grabsteins für ein 5-jähriges Mädchen, das den Kampf gegen die Leukämie verloren hatte.
Zuletzt die Fluthilfe im Ahrtal mit vielen Begegnungen, Schicksalen, Freundschaften zu Partner-Organisationen.
Jedes Jahr gibt es eine Weihnachtsaktion mit Sachspenden an Einrichtungen, Hospize,
Palliativstationen, Selbsthilfegruppen u.a.
Was mich besonders erschütterte... und lehrte:1. Der Onkologe Dr. M. - ein wirklich ungewöhnlicher Arzt: seine Therapie der lokalen Chemo ermöglichte den Patienten eine medizinisch bestmögliche Lebensqualität, stets auf Augenhöhe mitden Patienten und er war hochmotiviert viele Jahre aktiv. Und der schließlich die Fachrichtung wechselte und Chirurg wurde. Warum? Weil Vorschriften, Hindernisse, Schikanen, Konkurrenz
seine Arbeit schlicht unmöglich machten. Es war nicht nur das Ende einer guten Therapie – es war das Ende einer der bestmöglichen Patientenbetreuung, die ich je erlebt habe. Einen derartigausgebrannten und erschütterten Menschen zu erleben, als wir uns trafen, hat mich selbst sehr erschüttert.
(Er war es übrigens auch, der mich dazu brachte, die Angehörigenrolle zu berücksichtigen und alsMittler zwischen den Erkrankten und ihren Nächsten zu fungieren. Durch ihn lernte ich, dassPatienten ein unbedingtes Recht auf Sterben haben und oft nur wegen der Angehörigen und deren Druck weiterkämpfen).
2. Janine P., 45 Jahre alt - sie hatte eine lapidare Lungenkrebs-Diagnose auf dem Krankenhausflurerhalten, traute sich nicht, den mitgegebenen Arztbrief zu öffnen. Ich fuhr mit einem gemeinsamenBekannten nach Köln und wir saßen zusammen im Wohnzimmer. Wie zuvor besprochenverwickelte er sie in Smalltalk. Ich las derweil den Befund mit unbewegtem Gesicht, weil sie immerwieder zu mir hinsah und steckte ihn schließlich für die Korrespondenz mit der Uniklinik ein. Siewollte „das Ding“ nicht in ihrer Nähe haben. Ich sah sie an und sagte: „Es ist wie bei jedem Krebs –eine echte Herausforderung wartet auf uns. Aber ich habe schon schlimmeres gesehen.“
„Wirklich?“ „Ja.“ Der Befund wies eine Prognose von maximal 12 Wochen Lebensdauer aus.
Janine machte eine experimentelle Therapie in der Uniklinik, die wider jeglicher Erwartung aufganz wundersame Weise anschlug, jedoch einen Herzschrittmacher erforderlich machte. Davor hatte sie so große Angst, dass sie die OP verweigerte. Sie starb dann wenige Wochen später an einem Herzinfarkt. 3) Ich lernte Eltern kennen, die auf Kosten ihres schwer behinderten Kindes einen Familienurlaub auf Florida haben wollten, andere, die sich anderen Luxus auf Kosten des Kindes finanzieren lassen wollten, ohne dass das Kind in seinen Bedürfnissen wahrgenommen wurde, einige Menschen, die nur hochwertige Neuwagen als Behindertenfahrzeug akzeptierten. 4) Ich „kloppte“ mich oft mit Kranken- und Rentenkassen, die offenbar den Wettlauf zwischen
Bewilligung der Gelder und bald erwarteten Ableben nicht sehen wollten. 5) Viele Ärzte übermitteln die Botschaften und Diagnosen nach wie vor auf drastische und empathielose Art und Weise. Der damit einhergehende Schock beeinträchtigt besonders das Immunsystem enorm. Ich kann nicht genug betonen, wie wichtig es ist, diese Situation schnellstmöglich aufzufangen.